Feuerwehr

STADTLENGSFELD – Wenn heute immer wieder vom Zeitalter der Digitalisierung die Rede ist, dann meistens in Bezug auf die Arbeitswelt, auf den Breitbandausbau oder hinsichtlich des Schulunterrichts. Dieses Schlagwort hat aber inzwischen auch eine weitere konkrete Bedeutung bei den Feuerwehren bekommen. Die Freiwillige Feuerwehr von Stadtlengsfeld arbeitet seit einigen Wochen mit einem digitalen Alarmdispatcher. „Jeder hat doch heute ein Smartphone. Und das haben wir genutzt, denn das mobile Telefon wird in der Regel immer mitgeführt“, erklärt Torsten Leimbach, Wehrführer in Stadtlengsfeld. Sollte also ein Ernstfall eintreten, dann alarmiert die Leitstelle neben dem Funkmeldeempfänger auch die Alarmdispatcher-Box im Feuerwehrgerätehaus, was ebenso per E-Mail geschehen kann. Der Dispatcher schickt die Nachricht auf die Smartphones der Kameraden. Die können umgehend zurückmelden, ob sie zur Verfügung stehen oder nicht. Diese Informationen sammelt der Dispatcher und macht sie auf einem Monitor im Gerätehaus sichtbar. Der Kamerad, der als erster im Gerätehaus ist, sieht dann gleich, wie viele Einsatzkräfte bereit stehen und ob die Gruppenstärke gemessen an dem Umfang des Einsatzes ausreicht. Gegebenenfalls kann er dann schon alles in die Wege leiten, um Verstärkung anzufordern. Denn der Dispatcher gibt nicht nur Auskunft darüber, dass etwas anliegt, sondern auch ganz konkret was und wo. Auch einen Straßenlageplan und einen Hydrantenplan kann er mitliefern. Die Verkürzung der Reaktionszeit sehen der Wehrführer und sein Stellvertreter Stefan Frank als entscheidenden Vorteil dieses Systems. „Der Informationsfluss ist weitaus besser.“ Stadtbrandmeister Thilo Baumbach hatte die Anschaffung eines Dispatchers angeregt. Sich neuer Informationstechniken zu bedienen, darin hat die Stadtlengsfelder Feuerwehr gewissermaßen Übung. Denn als Handys immer populärer wurden, entschloss man sich im Städtchen an der Felda bereits frühzeitig, die Alarmierung der Kameraden per SMS zu tätigen. Das geschah Anfang der 2000er-Jahre. Um auf dem Laufenden zu sein, reichen natürlich die digitale Technik und das, was an Brand- und Hilfstechnik im Gerätehaus steht, nicht aus. Alle 14 Tage zwei Stunden Schulung im Feuerwehrgerätehaus, das auf dem Gelände des ehemaligen Porzellanwerkes steht und selbst mal ein Fabrikgebäude war, stehen auf dem Plan oder anders ausgedrückt: 40 Stunden sind laut Feuerwehrdienstvorschrift von jedem Kameraden für solche Schulungen aufzubringen. Nicht berücksichtigt sind dabei spezielle Fortbildungslehrgänge und die Einsätze selbst. Von denen absolviert die 18-köpfige Einsatzgruppe im Durchschnitt 15 pro Jahr. Die Stadtlengsfelder Feuerwehr ist eine der Wehren im Wartburgkreis mit besonderem Aufgabenbereich. Was nicht zuletzt der Lage des Ortes in der Nähe zu Bundes-, Landes- und Kreisstraßen geschuldet ist. „Die schlimmste Zeit war Ende der 1990er-Jahre“, erinnern sich Torsten Leimbach und Stefan Frank. Bis zu 40 Mal jährlich wurde die Stadtlengsfelder Feuerwehr angefordert. Oft ging es dabei um Verkehrsunfälle, denn die B 285 gehört zum Einsatzbereich und galt seinerzeit als besonders unfallträchtig. Von Hartschwinden bis zur Krayenberg-Region reicht das Arbeitsgebiet insgesamt. Die Unfallsituation habe sich glücklicherweise entspannt, sagen Leimbach und Frank. Gestiegen sei dafür die Zahl der wetter- und umweltbedingten Einsätze. Sturm- und Unwetterschäden seien ganz klar auf dem Vormarsch, sagt Torsten Leimbach. Überschwemmungen, Hochwasser, umgestürzte Bäume, damit habe man es immer häufiger zu tun. Orkan „Kyrill“ und Sturmtief „Friederike“ sind auch den Stadtlengsfelder Kameraden noch gut in Erinnerung. Die Folgebeseitigung nahm viele Stunden und sogar Tage in Anspruch. Waldbrandeinätze haben in der mittleren und jüngeren Vergangenheit keine Rolle gespielt. Aber man richtet sich auch im Feldastädtchen darauf ein, dass es angesichts der zunehmend trockeneren Sommerperioden wieder vermehrt zu Feuerausbrüchen in der freien Natur und auf Feldern kommen könnte. Die große Herausforderung werde dann darin bestehen, die Einsatzkräfte zu koordinieren, weil solche Feuer eben keine festen Grenzen haben, weiß Torsten Leimbach. Auch der Löschwassertransport finde dann unter erschwerten Bedingungen statt und müsse logistisch bewältigt werden. Neben der Wohnbebauung verdienen die im Gewerbegebiet ansässigen Betriebe spezielle Beachtung. Ein besonders sensibler Bereich sei zudem die Burg-Klinik mitten im Stadtgebiet, so Torsten Leimbach. Klassische Brandschutzübungen könne man mit Rücksicht auf die Patienten nicht abhalten. Dafür würden regelmäßig operativ-taktische Studien und Ortsbegehungen anberaumt, Alarm- und Einsatzpläne regelmäßig besprochen. Denn die Klinik hat nicht nur eine besondere Funktion, sondern sie steht als Gebäude auch unter Denkmalschutz. Mit einem Durchschnittsalter von 39 Jahren bei den Einsatzkräften sieht sich die Stadtlengsfelder Feuerwehr im altersmäßigen Mittelfeld, Tendenz steigend. Ein Thema, mit dem man nicht nur im Feldastädtchen beschäftigt ist. Die Kinder- und Jugendabteilung umfasst jetzt 19 Mitglieder im Alter von 6 bis 18 Jahren. Ihr steht ein eigener Schulungsraum zur Verfügung. Die Kinder und Heranwachsenden werden thematisch separat betreut. Wobei die Jugend auch zur Ausbildung der ganz Kleinen herangezogen wird. Der Feuerwehrverein, der die Aktiven unterstützt, wo es geht, zählt 54 Mitglieder. Um die Bevölkerung auf die wichtige Arbeit der Feuerwehr aufmerksam zu machen und bestenfalls auch fürs Mittun zu gewinnen, findet in Stadtlengsfeld jedes Jahr am 1. Mai ein„Tag der offenen Tür“ statt. „Der wird sehr gut von der Bevölkerung angenommen“, bestätigt der stellvertretende Wehrführer Stefan Frank. Um 14 Uhr geht es auch in diesem Jahr im und rund ums Feuerwehrgerätehaus rund – mit Schauübungen und Vorstellung der Technik. Die technische Ausrüstung besteht in Stadtlengsfeld aus einem Tragkraftspritzenfahrzeug TSFW (Baujahr 1994), einem Löschgruppenfahrzeug LF8/6 und einem Einsatzleitwagen (ELW 1). „Der Fuhrpark ist unglaublich flexibel“, meinen der Wehrführer und sein Stellvertreter. Laut Chronik der Feuerwehr ist deren Gründungsdatum nicht genau überliefert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Stadtlengsfelder Feuerwehr 1821. Das Feuerwehrgerätehaus wurde im Jahr 2003 seiner Bestimmung übergeben, nachdem es zuvor aufwendig saniert und umgebaut worden war. Nicht zuletzt mithilfe der Kameraden, die viele freiwillige Stunden leisteten und dies heute noch tun, um jeden Raum, den das Gebäude bietet, nutzen zu können. yv

Artikel aus dem Wochenspiegel Bad Salzungen vom 02.03.2019